Zur Anwendung von GfK in Schulen möchte ich zwei Berichte einer Lehrerin anführen, die GfK in der Schule lebt so weit es die Umstände erlauben (z.B. die Burteilung von Leistungen der SchülerInnen durch Noten zur Beuteilung der SchülerInnen vorgegeben sind). Ich habe sie mit Coaching und in Seminaren auf diesem Weg begleitet und freue mich, wenn ich lese, wie die GfK in der Schule Einzug halten und das Klima verändern kann.
Die SchülerInnen wussten ebenfalls um ihre Noten und bemühten sich. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob dieses Wissen und Bemühen das kommende Halbjahr andauern und ihre Bereitschaft nicht doch nach ein paar Wochen nachlassen würde.
Üblich wäre gewesen, dass ich die blauen Briefe ohne großen Kommentar losgeschickt hätte. In diesem Fall habe ich mit der Klasse darüber gesprochen, den SchülerInnen meine Überlegungen und Befürchtungen offengelegt. Es ergab sich ein sehr offenes und direktes Gespräch mit dem Ergebnis, dass für einen Teil der SchülerInnen der blaue Brief losgeschickt wurde mit dem Zusatz, dass sie sich jetzt schon sehr anstrengen und gute Chancen haben das Schuljahr zu schaffen. Ein Schüler erhielt die Chance ohne blauen Brief zu zeigen, dass er sich weiterhin anstrengen würde. Es hat geklappt,; am Ende des Schuljahres konnten alle versetzt werden.
Hier noch ein Brief an das Kollegium, der zeigt, was möglich sein könnte, wenn alle sich bewusst sind, dass auch sie unter den üblichen Umständen leiden und es auch für Lehrer eine Chance geben kann sich in der Schule besser zu fühlen, wenn sie GfK anwenden: „Ich glaube, wir sind an einem Punkt angelangt, wo ich es gut finde, wenn wir grundsätzlich überlegen, wie wir mit unseren Schülern umgehen wollen.
Starre Regeln, Strafarbeiten... helfen uns m.E. nicht weiter. Sie erzeugen bei den meisten Schülern Unwillen, Trotz und zusätzlichen Frust, aber keineswegs eine Einsicht in irgendein „Fehlverhalten“. Energie stecken die Schüler darein, solche Arbeiten von jemand anderem schreiben zu lassen, sie gar nicht erst zu machen oder sie im Unterricht nebenher zu schreiben oder, oder.... Mir wäre es lieber und ich hätte mehr Freude und wäre zufriedener mit meiner Arbeit ,wenn es uns als Lehrern gelänge diese Energie in Lernen und soziales Miteinander umzulenken.
Den IST – Zustand sehe ich im Moment so:
Die Schüler erzeugen im Moment durch ihr „Fehlverhalten“ massiv Druck. Wir reagieren mit Gegendruck – Ordnungsmaßnahmen, Strafarbeiten, harten, abwertenden Worten.....und spielen so ihr Spiel mit. Resultat des Ganzen: Die Gewaltspirale dreht sich unablässig weiter nach oben und es passieren immer heftigere Dinge, die wir kaum mehr kontrollieren können. Das will mit Sicherheit niemand von uns und mein Ziel ist mit euch einen Weg zu finden aus diesem Kreislauf herauszutreten und das „Spiel“ nicht mehr länger mitzuspielen.
Ich wünsche mir, dass wir mit den SchülerInnen gemeinsam erarbeiten, wie wir in Zukunft miteinander umgehen wollen . Nach meiner Erfahrung ist es hilfreich herauszufinden, welche Bedürfnisse hinter diesem unerwünschten „Fehlverhalten“ stecken. Marshall Rosenberg, amerikanischer Psychologe und Begründer der gewaltfreien Kommunikation, sagte einmal : „Hinter jedem Ärger steckt ein unerfülltes Bedürfnis.“
Oft ist es das Bedürfnis nach „gesehen werden“, das die Schüler veranlasst, manche Aktionen zu starten. Oder das Bedürfnis nach Selbständigkeit, Anerkennung, Wertschätzung, Vertrauen.... Seine Grundannahme ist, dass es als Motivation unserer Handlungen Bedürfnisse gibt, deren Erfüllung wir brauchen, damit wir fried- und freudvoll leben und uns weiterentwickeln können.
Wenn diese Bedürfnisse über längere Zeit nicht erfüllt werden, baut sich ein Spannungszustand auf, der sich dann z.B. in aggressiven Handlungen entladen kann. Diese Bedürfnisse wie Gesehen werden, Anerkennung, Wertschätzung haben wir Lehrer gleichermaßen und wollen sie ebenso erfüllt bekommen wie die SchülerInnen.
Nach den Erfahrungen mit meiner Klasse gelingt dies dann, wenn ich bereit bin, den Schülern meine Bedürfnisse mitzuteilen und ihre zu hören und sie damit als ernst zu nehmende Gesprächspartner anzusehen. Übertragen auf unsere Situation an der Schule würde das für mich bedeuten: